Radtour 2009: Auf dem Rennsteig und durch Thüringen

Froh darüber, dass wir es in diesem Jahr endlich wieder geschafft hatten einen Termin für unsere schon traditionelle Radausfahrt zu finden, ging es diesmal für fünf Tage in den Thüringer Wald und zu den wunderschönen Städten dieses Landes mit ihrer Fülle deutscher Geschichte.
Unterwegs waren wir vom 20.06.-24.06.2009.

 

Das Team 2009: Olaf Escher, Dieter Fahrion, Karl-Heinz Bühler, Manfred Heinisch

 

1. Tag – Rennsteig von Allzunah nach Eisenach (110 km)

Die Rundfahrt beginnt in Illmenau. Dort werden wir von Olaf's Tochter Lisa nach der Anreise in ihrer Studenten-WG mit einem leckeren Kaffee und Brezeln empfangen. Gestärkt und voller Tatendrang lassen wir uns hinauf auf die Höhen des Thüringer Waldes nach Allzunah bringen, dem Einstieg in die Tour. Nachdem die Räder reisefertig montiert sind fällt kurz vor Mittag der Startschuss für die erste Etappe. 

Auf dem viel besungenen Rennsteig geht es nördlich in Richtung Eisenach, dem Ziel dieses Tages. Das allzeit präsente Symbol für den Rennsteig -Radweg führt uns zunächst zum höchsten Punkt der gesamten Tour bei Schmücke (942m). Dunkle Wolken begleiten uns und nach den Vorhersagen der Wetterfrösche müssen wir in den nächsten Tagen mit Schauern rechnen.

 

Der Radweg führt anfangs entlang der Fahrstraße – auf dem eigentlichen Wanderweg sprinten zur  selben Zeit die Läufer des Rennsteig-Staffellaufes in die selbe Richtung. Ein Radler, mit dem wir auf diesem Teilstück ins Gespräch kommen, stellt uns darauf ein, dass uns bezüglich des Streckenprofiles noch einiges bevorsteht. Bei Oberhof, dem bekanntesten Wintersportort dieser Region, rollt es auf gut asphaltierter Strecke besonders gut. Nachdem ja der höchste Punkt der Strecke überwunden ist, geht es in flottem Tempo bergab – auf der Umgehungsstraße an Oberhof vorbei. Nach einigen Kilometern lockt eine Baude mit gegrillten Thüringer Rostbratwürsten zum Halt. 

Die Gelegenheit nützen wir, um uns in der Landkarte über den weiteren Streckenverlauf zu informieren. Dabei müssen wir feststellen, dass wir in Oberhof eine Abzweigung verpasst haben und uns nichts anderes übrig bleibt als rund vier Kilometer wieder zurück zu fahren. Nun etwas aufmerksamer unterwegs, geht es dann durch den Skiort beim Biathlonstadion wieder zurück auf den Rennsteig. Der anfangs asphaltierte Radweg führt uns in nordwestlicher Richtung weiter.

Die Strecke verläuft überwiegend durch große Waldgebiete und bietet leider weinig Ausblicke in die Gegend. Das Gelände wird langsam "welliger" und der Radweg geht abseits vom direkt verlaufenden Wanderweg über viele Umwege auf und ab. Gleichzeitig wechselt der Belag von Asphalt zu "sandgebundene Schotterwegen". Beladen mit dem Gepäck für mehrere Tage verlieren wir dadurch zwangsläufig auch an Tempo. Wir entscheiden uns deshalb, nicht mehr dem Radweg zu folgen, sondern gleich auf dem Wanderweg zu bleiben. 
Wir mischen uns unter die Staffelläufer, die ebenfalls von Radfahrern begleitet werden. So bekommen wir auch etwas von der Begeisterung der vereinzelten Zuschauer ab, welche die Läufer anspornen und die auch uns motivieren. Nach rd. 70km geht es am späten Nachmittag nach kurzer Rast nochmals zur Sache. Mehr als 200 hm geht es hinauf dem Großen Inselsberg. Der direkte Anstieg auf die Höhe von 916 m ist so steil, dass er nur schiebender weise bewältigt werden kann. 
Oben angekommen werden wir mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Allerdings sehen wir gleichzeitig auch, was uns bald vom Wetter her erwartet, denn eine schwarze Wolkenwand schiebt sich uns entgegen. Genau so steil wie hinauf geht es auf der anderen Seite des Berges wieder abwärts. Hinzu kommt, dass der Weg nun fast alpine Eigenschaften hat und nur noch aus Steinbrocken und Wurzeln zu bestehen scheint. Eher eine Mountainbikestrecke, die unseren Treckingrädern eine Menge abverlangt. Gleichzeitig setzt nun auch der Regen ein und macht die sandigen Wege noch schwieriger zu fahren.

Nach rd. 90 km Fahrt auf dem Rennsteig erreichen wir die "Hohe Sonne", bei diesen Witterungsverhältnissen eher ein dunkles Loch als ein strahlendes Ausflugsziel. Hier verlassen wir den Rennsteig und nehmen die direkte Abfahrt hinunter nach Eisenach. Da es nun auch mächtig abgekühlt hat und sich die Dunkelheit ankündigt, haben wir kaum einen Blick für die Wartburg und die Schönheiten Eisenachs. Wir sind nur noch bestrebt rasch unser Hotel zu erreichen. Dieses liegt außerhalb der Stadt und so dauert es noch eine ganze Zeit und eine große "Ehrenrunde", bis wir schließlich nach 20 Uhr durchnässt und verschmutzt am Ziel sind. Ursprünglich hatten wir geplant, dass wir ab der zweiten Hälfte unserer Tour die Saale flussaufwärts bis Blankenburg fahren und über den südlichen Teil des Rennsteiges wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren. Aufgrund der Erfahrungen dieses Tages beschließen wir beim Abendessen die Planungen umzuwerfen und auf eine nochmalige Fahrt auf dem Rennsteig zu verzichten.


2. Tag –Von Eisenach nach Weimar (110 km)

Von einer plätschernden Dachrinne werden wir am Morgen geweckt. Der Himmel ist grau und Wolken verhangen, es regnet immer noch. Das Frühstück dehnen wir etwas aus, in der Hoffnung, dass der Regen nachlässt. Schließlich starten wir bei leichtem Nieselregen auf dem Radweg "Städtekette", der die bekannten Thüringer Städte verbindet. Das erste Ziel dieser Etappe ist Gotha. Wieder auf "sandgebundenen Schotterwegen" unterwegs geht es in Sichtweite entlang der Autobahn, welche diese Städte verbindet. 
Der Regen lässt am Vormittag nach, jedoch erinnert uns die Temperatur von 15 Grad und das Grau des Himmels eher an einen trüben Novembertag als an den bevorstehenden Sommeranfang. Glücklicherweise verziehen sich später die Wolken und als wir nach rd. 50 km Gotha erreichen, können wir auf dem schönen Marktplatz im Zentrum sogar bei südländischem Ambiente bei strahlendem Sonnenschein zu Mittag einkehren. Mit italienischen Speisen gestärkt, fahren wir das nächste Teilstück bis Erfurt. Unterwegs an einer Tankstelle erweist sich Dieter als äußert versierter Altölsammler. Aus einem Abfallcontainer einer Tankstelle besorgt es sich eine Öldose und schmiert mit den letzen Tropfen daraus die Kette und Schaltung seines Fahrrades, die wegen Sand und Regen diese Behandlung dringend nötig haben. 
Außerhalb der Städte wirkt die Gegend überwiegend ländlich und beschaulich. In vielen der kleinen gepflegten Ortschaften die wir durchfahren scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und kaum einer der Bewohner ist zu sehen. Auffallend ist, dass recht viele der Ortsdurchfahrten mit Kopfsteinpflaster belegt sind. Zu unserer Freude bleibt das Wetter schön und nach weiteren 40 km Fahrt bei angenehmen Streckenprofil geht es entlang dem Flüsschen Gera hinein in die Innenstadt von Erfurt.  Am mächtigen Dom erwartet uns reges Treiben, hinein bis in die historische Innenstadt. Zufällig findet an diesem Sonntag das Krämerbrückenfest statt, das eine Menge Besucher in die Stadt lockt . An vielen Stellen sind Stände aufgebaut die leckere Speisen und Getränke anbieten - natürlich dürfen die Rostbratwurststände nicht fehlen. Wir kommen mit netten Leuten ins Gespräch und erfahren Interessantes und Wissenswertes. Nach dem Halt noch kurz die Fahrräder durch das Getümmel über die Krämerbrücke geschoben, verlassen wir die Stadt in Richtung Weimar. 

Inzwischen haben wir herrlichen Sonnenschein und kommen beim radeln sogar in Schwitzen. Zum ersten Mal können sogar die Jacken und langen Hosen in den Satteltaschen verstaut werden. Vorbei an Alleen von Kirschbäumen, in denen Kinder herumturnen um das frische Obst zu ergattern, fahren wir die restlichen 20 km nach Weimar.

Nachdem in unserer Pension "Alter Zausel" als erstes die Bettenanordung im Sinne von Olafs Bedürfnissen angepasst ist, machen wir uns am Abend auf um Weimar kennen zu lernen.

 


Wir haben das Glück, dass im Zentrum gerade ein Musikevent stattfindet und an fast jeder Ecke Gruppen spielen. Viele Zuhörer bevölkern die Altstadt und an den Ständen vor den Lokalen ist einiges los. Natürlich gehört ein Besuch des Denkmals von Schiller und Goethe, die in Weimar gemeinsam Zeit verbrachten, ebenfalls zum Programm. Später, beim Plausch mit Tischnachbarn vor einer Kneipe, werden wir als Schweizer eingestuft – offensichtlich ist das Schwabenland doch schon zu weit entfernt um diese speziellen Dialekte auseinander zu halten.

 


3. Tag –Von Weimar nach Plothen (90 km)

Beim Frühstück können wir den Wetterbericht im Radio verfolgen: Regen ist wieder angesagt und pünktlich zum Start sind schon wieder die vertrauten dunklen Wolken präsent. Über den Stadtpark verlassen wir Weimar in Richtung Jena, nicht jedoch ohne vorher noch dem berühmten Gartenhäuschen von Goethe einen Besuch abzustatten. Manfreds profunde literarische Kenntnisse verleiten ihn dazu, direkt am Gartentor das Gedicht "Der Türmer" zu rezitieren. Bald setzt auch schon der angekündigte Regen ein und so geht es bei anhaltenden Schauern auf das nächste Teilstück über 25 km nach Jena. Zwischendurch wird der Regen so stark, dass wir an einer Bushaltestelle unterstehen und uns, um die Wartezeit zu verkürzen, nochmals Goethe's Türmer widmen:

Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt.,
zum Turme geschworen, gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne, ich seh in der Näh,
den Mond und die Sterne, den Wald und das Reh. …

Nachdem wir Mitfahrer dieses Gedicht dank der unfreiwilligen Pause ebenfalls wiedergeben können (zumindest den ersten Vers), setzen wir bei nachlassendem Regen die Fahrt fort. Unterwegs treffen wir  auf ein Mahnmal, das vom Marsch der Häftlinge zum Konzentrationslager Buchenwald zeugt und uns an die dunkle Seite deutscher Geschichte erinnert. Der Regen bleibt uns nach wie vor erhalten und die zu kühle Witterung trübt den Radspass. 


Schließlich sind wir froh, als wir gegen Mittag in Erfurt in eine reizende Gaststätte ("Stilbruch") finden und uns aufwärmen können. Es ist ein Lokal im französischen Stil und Manfred versucht uns bereits jetzt schon dafür zu begeistern, dass die Tour des nächsten Jahres doch in Südfrankreich stattfinden solle. Ein Gedanke, für den wir uns angesichts der momentanen Wetterlage spontan erwärmen können. Endlich klart es auf und nach ausgedehnter Mittagsrast geht es durch die Innenstadt zur Saale hinunter. Flussaufwärts verlassen wir Jena und folgen dem Saaleradweg in Richtung Kahla. 

Die Route verläuft hier auf gut ausgebauten Wegen und so erreichen wir endlich einmal wieder eine gute Reisegeschwindigkeit. Die Räder haben durch den Regen und die sandigen Wege inzwischen gelitten, Schaltung und Kette täte etwas Pflege gut. So kommt ein an der Strecke liegendes Radgeschäft gerade recht um Schmiermittel zu erstehen und unseren fahrbaren Untersätzen Gutes zu tun. Auf die Frage, ob wir es schaffen könnten, das geplante Ziel (Triptis) bis zum Abend zu erreichen, bekommen wir vom freundlichen Inhaber den professionellen Tipp: "Das klappt schon, Ihr müsst die Kette halt immer schön rechts lassen".
Bei Orlamünde, wo das gleichnamige Flüsschen in die Saale mündet, verlassen wir nach 50 km Tagesstrecke die Saale und biegen nach Osten ab um auf dem Orlaradweg weiter zu radeln. Das schöne Tal durch das sich der Fluss windet erinnert uns in seiner Beschaulichkeit an das Allgäu. Immer wieder werden wir von dunklen Regenwolken gezwungen die Regenjacken über zu ziehen. Auf dem Weg nach Neustadt lernen wir erneut die Freundlichkeit der Thüringer zu schätzen. Nach einem Halt um eine Dame nach dem Weg zu fragen, werden wir kurz darauf von einem Autofahrer eingeholt. 
Der Ehemann dieser freundlichen Dame hatte sich spontan entschlossen zu Hause einen Streckenplan dieser Gegend zu holen und uns diesen hinterher zu bringen. Dank dieser Unterstützung ist es dann ein leichtes Neustadt zu finden wo wir am späten Nachmittag nochmals eine Rast einlegen. Im ImmoCafe werden wir, nach einigen Fehlschlägen auf der Suche nach einer Stärkung, bestens bewirtet.Von der großzügigen Chefin bekommen wir sogar selbst gemachten Kuchen als Gratiszugabe. Als Etappenziel hatten wir das Gebiet der Plothener Teiche gewählt. Ein weiblicher Gast, von der wir erfahren, dass Sie immer wieder im Schwabenländle weilt,  erklärt uns kompetent und ortskundig, wie wir die restlichen 15 km zum Ziel nach Plothen kommen. Gegen 18 Uhr brechen wir auf und verlassen über einen längeren Anstieg das Orlatal nach Süden. War es nun die lange Fahrzeit über den Tag, oder der nun schon wieder drohende Regen? Nachdem der schweißtreibende Anstieg gemeistert ist, beginnt an einer Kreuzung eine Diskussion darüber, welcher Straße ab hier zu folgen ist. Mit der mehrheitlich gefassten Entscheidung über die Streckenwahl kann sich Olaf nicht anfreunden und verweigert nach Abgleich mit seinem "inneren Navi" die Weiterfahrt auf der gewählten Strecke. Nur unter Protest und zunächst schiebender Weise folgt er der Gruppe, bis er nach Erreichen der nächsten Ortschaft von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt ist. 
Ein paar Anstiege sind noch zu bewältigen und rd. 5km vor dem Ziel beginnt es wie aus Kübeln zu schütten. So wie der Tag begann, so endet er letztlich auch – schade, denn für die schöne Seenlandschaft haben wir unter diesen Umständen kaum mehr einen Blick und sind froh das (einzige) Gasthaus "Zum Plothenteich" erreicht zu haben. Nach dem Abendessen kommen wir mit der Wirtin ins Gespräch. Sie erzählt uns, dass die Seen dieser Gegend vor etwa 900 Jahren von Benediktinermönchen angelegt wurden um die moorige Landschaft zu entwässern und dass hier zu Zeiten der DDR in riesiger Mastbetrieb angesiedelt war, der einen Bestand von rd. 200.000 Schweinen umfasste. Die Gülle dieses Betriebes wurde teilweise über die Seen, die abgestuft angeordnet sind im Absetzungsverfahren entsorgt. Dem Zander, den wir an diesem Abend verspeist haben, war dies geschmacklich jedoch nicht anzumerken.

 


4. Tag –Von Plothen nach Saalfeld (80 km)

Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster sind wieder die vertrauten Wolken zu sehen und das Thermometer zeigt herbstliche Temperaturen von 11 Grad an. Die Fahrt beginnt zunächst in die falsche Richtung. Nach Kurskorrektur und erneutem Anlauf in Plothen geht es nach Burgk an der Saale. Dort bietet sich von einer Aussichtskanzel ein herrlicher Blick hinunter zum Fluss, der sich hier tief in die Landschaft eingegraben hat und sich in vielen Schleifen um die bewaldeten Berge windet. Auf der Höhe geht es zunächst einige Kilometer über welliges Gelände und später hinunter nach Ziegenrück, das eingekesselt von Bergen direkt an der Saale liegt.

Bis dahin waren wir vom Regen noch verschont geblieben, doch als wir in dem schmucken Dorf nach rd. 40 km gegen Mittag ankommen, fallen schon wieder die ersten Tropfen. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, das dortige Wasserkraftmuseum anzuschauen. Hier wird gezeigt, wie früher in den Kraftwerken entlang der Saale Strom erzeugt wurde. Die Augen unserer beiden Ingenieure beginnen beim Anblick der technischen Anlagen aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts zu leuchten. 
 Inzwischen hat kräftiger Regen eingesetzt und wir warten während der Mittagspause wieder mal auf Sonnenschein. Dieser lässt wie so oft auf sich warten und so geht es eben im Regen über den Saaleradweg weiter flussabwärts. Wer nun gedacht hatte, dass wir direkt der idyllisch gelegenen Saale folgen können wurde eines besseren belehrt. Die Strecke folgt nicht den Flussschleifen, sondern führt direkt wieder über rd. 250hm hinauf um sofort nach Erreichen des höchsten Punktes wieder hinunter zum Fluss abzufallen. Bei Altenroth muss die Saale mit der Fähre überwunden werden. Auf der anderen Uferseite geht es sofort wieder hoch auf die ursprüngliche Höhe.  Nachdem es sich dann endlich doch noch ausgeregnet hat, können wir die sich immer wieder bietenden Ausblicke auf den Fluss genießen. Es folgen noch einige Kilometer und Wellen auf der Höhe bis es bei Reizengewschwenda wieder abwärts geht, wir zur Hohenwartetalsperre kommen und dort eine kurze Rast bei einer Tasse Kaffee einlegen. Weiter geht es anschließend über die riesige Staumauer in Richtung Saalfeld. Zunächst der Strasse folgend, wo endlich mal wieder flottes Tempo angesagt ist, führt uns die Beschilderung schon wieder über die nächste Anhöhe durch kleine Ortschaften und vor allem weg vom Fluss. Wieder Umwege, Anstiege und Abfahrten. Uns ist uns nicht verständlich, dass hier der Radweg nicht direkt am Fluss angelegt ist, der die Schönheiten dieses Tales bestaunen läßt. 
Kurz vor Saalfeld dann nochmals ein kräftiger Anstieg der die letzten Körner kostet. Am Ende des Tages sind es dann etwa 1.000hm, die wir auf diesem Teilstück der Tour überwunden haben.

Endlich im Zentrum von Saalfeld angekommen, einer sehenswerten Stadt mit 1.000-jähriger Geschichte, finden wir glücklicherweise eine komfortable Ferienwohnung für diese Nacht. Nach dem Abendessen und einem Rundgang durch das schöne Städtchen freuen wir uns auf den Ausklang des Tages auf der Terrasse über den Dächern der Innenstadt.

 


5. Tag –Von Saalfeld nach Königssee (25 km)

Um wieder nach Illmenau zurück zu kommen war an Vorabend eine größere logistische Planung erforderlich. Etwas früher als die letzten Tage, dafür endlich bei blauem Himmel, starten wir hinaus aus Saalfeld, noch ein kurzes Stück der Saale entlang und biegen dann ab nach Blankenburg. Von dort aus sind es nur noch ein paar Kilometer auf der Bundesstrasse entlang nach Königssee. Dort sind wir wieder Lisa verabredet, die das Auto in einer Vorlesungspause gegen 10 Uhr vorbei bringt. Nach einem kurzen Rücktransport der Studentin zur Uni können wir Räder und Gepäck für die Heimfahrt verstauen.
Da es noch früh am Tag ist und uns noch Zeit bleibt, entscheiden wir uns, den Besuch in Eisenach nachzuholen, der ja am ersten Tag der Tour wegen Regen und den Widrigkeiten des Rennsteiges ins Wasser gefallen ist. Nach gemütlichem  Bummel durch die Stadt folgt ein empfehlenswerter Besuch der Wartburg und wir wandeln auf den Spuren von Luther und Goethe. Diese erhabene Stätte bietet einen imposanten Blick hinein nach Thüringen und hinüber zum Rennsteig. Froh darüber, doch noch die Gelegenheit gehabt zu haben, diese bedeutende Stätte deutscher Geschichte zu sehen, geht es am Nachmittag dann endgültig auf den Heimweg zurück nach Denkendorf.

Fazit dieser Tour:

- Der Rennsteig ist kein Radsteig,
- sandgebundene Schotterwege sind eine Herausforderung für Rad und Fahrer,
- wasserdichte Satteltaschen gehören unbedingt zur Ausstattung für mehrtägige Radtouren,
- Flussradwege können durchaus Mittelgebirgscharakter haben.

Eines ist unbedingt anzumerken:
Die Freundlichkeit der Thüringer ist beispielhaft. Es war beeindruckend wie oft und gerne wir unterstützt wurden, wenn wir nach dem rechten Weg gesucht haben. Dass wir uns in diesen Tagen gewünscht haben, lieber in Südfrankreich unterwegs zu sein, lag auf jeden Fall nur am Regen und den viel zu kühlen Temperaturen.


Dazu frei nach Johann Wolfgang von Goethe:
Zum Reisen geboren, zum Strampeln bestellt,
den Rade geschworen gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne, ich seh' in der Näh
nur Wolken – nie Sterne. Regen und Kälte tun weh!