Der Norden Mallorca's:

Dabei waren:
Karl-Heinz Bühler, Manfred Heinisch, 
Olaf Escher, Rainer Booz und 
Dieter Fahrion 


Bericht über unsere 6-tägige Radtour vom 21.04.-26.04.2005


Dem Vorbild der großen Profiradteams und dem Ruf der zahlreichen Hobbyradler folgend, hatten wir uns Mallorca als Ziel unserer diesjährigen Radtour ausgesucht. Von befreundeten Mallorca-Kennern wurde uns das Städtchen Alcudia im Norden der Insel als Standort und idealer Ausgangspunkt für Radtouren empfohlen.

Bei einer der wichtigen Fragen, die im Vorfeld zu klären waren, ging es darum, ob wir mit den eigenen Trekkingrädern anreisen, oder ob wir Rennräder vor Ort ausleihen sollten. Aus gewichtigen Gründen hatten wir uns schließlich für die Mitnahme der eigenen Räder entschieden. Vor dem Abflug wurden noch ausführliche "wissenschaftliche Erörterungen" abgehalten um die zweckmäßigste Verpackung herauszuarbeiten, damit unsere Räder den Transport im Flugzeug unbeschadet überstehen und um den Transportbedingungen der AirBerlin gerecht zu werden.

Das Personal beim Einchecken war dann doch etwas überrascht, ob der christohaften Kreativität, die unsere Truppe beim Verpacken an den Tag legte. Diese reichte von professionellen Fahrradkartons, über Türverpackungen bis hin zur reißfesten Gewebeplane.

 

1. Tag: Flughafen Palma – Alcudia (67 km)

Nach der Landung am frühen Morgen um acht Uhr in Palma de Mallorca mussten zunächst die zum Teil demontierten Räder wieder zusammengeschraubt und fahrtüchtig gemacht werden. 

Nachdem an der nächsten Tankstelle noch der richtige Reifendruck hergestellt wurde, ging es schwer bepackt mit Satteltaschen und Rucksäcken los, um die Insel in Richtung Norden nach Alcudia zu durchqueren. Zuerst in Richtung Santa Eugenia, weiter nach Sineu. Hier wurde gleich deutlich, dass nicht nur der Norden bergig ist. Auch das Innere Mallorca's ist recht hügelig und die Fahrt mit Gepäck und dem Gegenwind, der von Nordosten her wehte, machten die Fahrt anstrengender als gedacht. 


Die Strecke führte vorbei an Oliven- und Orangenhainen, Palmen, Avokadofeldern und Schafweiden. Die ersten guten Eindrücke der mediterranen Landschaft wurden nur durch den etwas zu kühlen Wind geschmälert.

Bei Olaf, der sein Gepäck in einem riesengroßen Tourenrucksack beförderte, war nach gut der Hälfte der Strecke schon der erste Schaden am Fahrrad festzustellen. Von hinten war deutlich zu erkennen, dass sein Sattel eine schwere seitliche Schieflage hatte.

 



Bei Olaf, der sein Gepäck in einem riesengroßen Tourenrucksack 



Die ersten Eindrücke von Mallorca ...



... und das Pech mit dem Sattel.

Während der Rast in einem Straßenlokal in Muro konnte das Ausmaß des Schadens dann endgültig festgestellt werden: eine Längsstrebe am Sattel war gebrochen. Ersatz war nicht zu bekommen und das Problem wurde dadurch gelöst, dass durch Verschieben des Sattels um einige Zentimeter nach vorne die Bruchstelle in der Befestigungsklemme fixiert wurde.

Von Muro aus ging es die letzten 15km über CanPicafort, vorbei am Naturschutzgebiet Albufera, zu unserem Hotel Ivory Playa in Alcadia -  einen Steinwurf vom Sandstrand entfernt. Die Unterkunft war ein absoluter Glücksgriff: großzügige Appartements, nur wenige Schritte zum Strand und morgens und abends ein reichhaltiges Buffet, das uns befürchten ließ, dass wir uns beim Radeln schwer anstrengen müssen, um nicht an Gewicht zuzulegen.


2. Tag: Kloster Randa (124 km)

  Nun begann für uns das eigentliche Radfahren. 

Nachdem wir in der Servicestation des Hotels die Räder nochmals gecheckt, aufgepumpt und uns mit den kostenlos erhältlichen Isogetränken versorgt hatten, konnten wir uns unter die vielen Radfahrer mischen. Mit unseren Trekkingrädern waren wir die Exoten unter den Rennradlern, die hier in der Gegend massenhaft ausschwärmten. Nachdem anfangs auf der Strecke nach Petra der Eine oder Andere versuchte, mit den Rennern mitzuhalten, wurde doch schnell klar, dass wir einer anderen Klasse fuhren und gemäßigteres anderes Tempo anschlagen mussten.

Auf dem Marktplatz des Städtchens Petra, einem bekannten Radlertreff, trafen wir zwei Radler aus Frankreich, die auf Rundreise durch Spanien und Mallorca waren. Manfred stellte fest: "Two to Toulouse". Angesichts der frühen Stunde und der vor uns liegenden Strecke verzichteten wir auf eine Einkehr in einem der Straßencafe's, wo den Radlern stets frische Orangen zu ihrer Bestellung serviert werden.Weiter ging es durch abwechslungsreiche Landschaft über Montuiri nach Randa. Mit der Auffahrt zum rd. 540m hoch gelegenen Kloster stand die erste Bergwertung an. Belohnt wurde die Auffahrt mit einen herrlichen Ausblick auf die Insel und der Einkehr in der Klosterschänke. 

 

Nach schneller Abfahrt führte die Strecke weiter über Algaida, Sencelles in Richtung SaPobla, auf herrlichen Radwegen durch eine wunderschöne Landschaft. Allerdings erwischte es hier Manfred mit einer Panne.
Seit dem Morgen, wohl aufgrund einer fehlerhaften Druckanzeige der Pumpe mit zuviel "Bar" unterwegs, hatte er schlagartigen Druckabfall im Hinterreifen zu beklagen. Beim Schlauchwechsel war dann festzustellen, dass die gewaltigen Kräfte des Überdrucks sogar das Felgenband beschädigt hatten. Mit Pflaster aus dem Verbandspäckchen wurde dieses wieder zusammengeklebt und aufgrund der fachmännischen Reparatur hielt diese Konstruktion auch über die restlichen Tage 
(vielleicht sogar noch bis heute ?!).

Bei schönstem Sonnenschein ging es die restlichen Kilometer nach Alcudia zurück. Nach der Ankunft noch ein kurzes Relaxen beim abendlichen Sonnenbad am Hotelpool.

3. Tag: Cap Formentor (85km)

Bei der obligatorischen "Fahrerbesprechung" des Vorabends hatten wir uns für die Tour zum Cap Formentor entschieden, einer der landschaftlich schönsten Strecken der Insel - ein absolutes Muss.

Entlang der Buch von Alcudia ging es über Port de Pollenca zum nördlichsten Punkt Mallorcas. Auf der von den schroffen Ausläufern des Tramuntana-Gebirges geprägten Strecke ging es bergig über Serpentinen auf und ab, hinaus zum bekannten Leuchtturm des Cap's. Bei herrlichem Wetter war es ein Genuss die beeindruckende Küste mit ihren Felsen und den schillernden Farben des Mittelmeeres zu erleben. Jeder der zu bewältigenden Höhenmeter wurde reichlich belohnt.


Dieses Etappenziel war natürlich ein Anziehungspunkt für viele Radler und so bot sich am Aussichtspunkt beim Leuchtturm die Gelegenheit zum fachmännischen Plausch mit den gleichgesinnten Kollegen. Da die Strecke für diesen Tag entfernungsmäßig genügend Zeit bot, wurde für den Rückweg eine Pause an der Sandbucht beim alten Schmugglerstandort am Hotel Formentor eingeplant. Nach einem kurzen Nickerchen am Sandstrand und der Stärkung in der dortigen Imbissbude sollte es dann weitergehen.

Doch bei der Rückkehr zu den Rädern dann die nächste Panne: ein platter Vorderreifen bei Karl-Heinz
Dank Dieter's Fingerspitzengefühl wurde die Ursache schnell gefunden – ein Dorn hatte sich in den Mantel gebohrt. Ein schneller Schlauchwechsel und weiter ging es den letzen Anstieg hinauf. Anschließend die Abfahrt hinunter nach Port de Pollenca und weiter in die von maurischen Einflüssen geprägte Altstadt von Alcudia. 

Ein kleiner Abstecher entlang der Bucht mit weiteren schönen Eindrücken in der Abendsonne rundeten diesen Tag ab.


4. Tag: Kloster Lluc / Tramuntana (97 km)
Diesen Tag hatten wir uns für die Befahrung der Bergwelt des Tramuntana-Gebirges ausgewählt.

Zunächst auf der Route des Vortages fahrend, führte die Strecke zum abseits der Küste gelegenen Pollenca. Von dort aus - zunächst eben - an die Berge heran, welche in rd. 500 m Höhe den bekannten Wallfahrtsort der Mallorquiner, das Kloster Lluc, beherbergen. Nach einem zwar langen und kurvenreichen, aber stets fairen Aufstieg in die karge Bergwelt dieser Region, bot sich die Gelegenheit zu einer kurzen Besichtigung dieses Ausflugszieles. Vom Kloster LLuc aus, bieten sich Touren zu den weiteren besonders malerischen Orten der Nordküste an: Soller oder SaColabra.
Angesichts unseres nicht optimalen Trainingszustandes aufgrund der wenig gefahrenen Kilometer in der Vorbereitung, wurde der weitere Verlauf dieses Streckenabschnittes mit großen Respekt betrachtet. Da es sich um anspruchsvolle Bergetappen handelte, fuhren wir zu viert nur noch einige Höhenmeter weiter bis zum Abzweig nach SaCalobra.
Lediglich Rainer, unser Sandalenmann
und mit bester Kondition ausgestattet, nahm sich vor, die steilen Serpentinen in das Fischerdörfchen hinunter zu fahren.
Aber letztlich überkamen ihn dann doch Zweifel, ob es an diesem Tag zu schaffen wäre und er entschloss sich ebenfalls zur Umkehr. Am Kiosk war dann unser Quintett wieder vereint und gemeinsam ging es hinunter zum bekannten Radlertreff an der Tankstelle, in der Nähe des Kloster Lluc. Nach kurzer Einkehr folgte dann die Abfahrt nach Selva, vorbei an wunderschönen Schluchten und riesigen Olivenhainen, die terrassenförmig in die steilen Hängen gebaut wurden.

Während es oben in den Bergen aufgrund der grauen Wolken und dem Wind eher kühl war, empfing uns das folgende "Flachstück" mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Mit Rückenwind ging es über Companet und SaPobla zurück. Der große Kamin des Kraftwerkes bei Alcudia, von überall aus gut zu erkennen, wie uns den Heimweg. 
Die letzten Kilometer auf ebener Strecke durch das Naturschutzgebiet Albufera wurden bei hohem Tempo und Windschattenfahren genutzt, um den Stundendurchschnitt zu erhöhen.

Im Hotel angekommen, wieder das bewährte Abendprogramm: 
Sonnenbaden, Schlemmen, kleiner Abendspaziergang und Abschlussbesprechung.
 
Beim Rückblick auf diesen Tag kam dann allerdings doch etwas Wehmut auf, angesichts der nicht zu erreichenden Highlights ihn den Bergen rund um Soller.


5. Tag: Cala Ratjada (113km)

Die Etappe führte in Osten der Insel, nach Cala Ratjada mit seinen schönen Küstenabschnitten und Badestränden. Für Manfred, der sich ebenso wie Dieter inzwischen mit einem heftigen Schnupfen herumplagen musste, sollte es ein harter Tag werden. Denn über Nacht hatte er als weiteres Handicap leichtes Fieber hinzu bekommen.

Auf der recht stark befahrenen Hauptstrasse ging es zunächst bei welligem Streckenprofil nach Arta.

Bei imposanten Kirche, die hier - wie in den meisten Orten Mallorca's -  das auf einem Bergkegel angelegte Dorf überragt, die erste Rast. Von dieser Stelle aus, war im strahlenden Sonnenschein schon die Ostküste und der weitere Steckenverlauf gut auszumachen. Bei inzwischen südländischen Temperaturen ging es die restlichen 10 km hinaus nach Cala Ratjada.

Dort führte uns Dieter, der Mann für schöne Plätze, durch den Ort und der Standpromenade entlang, zu einer schönen Badebucht mit einladendem Sandstrand. Während es sich der Rest der Truppe bei mitgebrachten Vesper auf Handtüchern gemütlich  im Sand einrichtete, machte sich Manfred in einem der zahlreichen Restaurants entlang des Strandes auf die Suche nach seiner obligatorischen Portion Spaghetti.

Nach längeren Mittagsschlaf und einer Erfrischung an der Strandbar fuhren wir zunächst in südlicher Richtung weiter nach SanServara und SanLlorenc. Auf den Höhen der Serra de Llevant führte die Strecke vorbei an kleinen Ortschaften und Gehöften mit ihren riesigen Feldern und Plantagen. Vom beschaulichen Sträßchen, das entlang dieses Höhenzuges führte, bot sich zudem ein herrlicher Ausblick auf das tiefer gelegene Land rund um Inca, hinter dem sich die Berge der Serra Tramuntana erheben.

Bei deftigem Gegenwind ging es hinunter zur Küste, wo in Can Picafort, kurz vor dem Ziel, noch eine Stärkung bei Tapas und einem kühlem Bier angesagt war. 
Rainer, der sich für diesen Tag etwas mehr vorgenommen hatte, fuhr auf seiner Soloteappe von Cala Ratjada aus, über Porto Christo und Manacor zurück nach Alcudia. Beinahe zeitgleich erreichten wir am Abend unser geschätztes Hotel.


6. Tag: Alcudia - Flughafen Palma  (83km)
Die Rückreise quer über die Insel zum Flughafen stand an. Manch einen ließ die Vorstellung, mit dem ganzen Gepäck die Rückfahrt antreten zu müssen, kräftig erschaudern. Am Vorabend dieses Abreisetages wurden deshalb ausgiebig die verschiedenen Varianten für die Rückfahrt, insbesondere die Entlastung beim Gepäcktransport diskutiert.
Vom Versand per UPS, über Kuriertransport zum Flughafen, bis hin zu Ausleihen eines Mietwagens für den Transport am frühen Morgen und anschließender Rückkehr zum Start einer "gepäcklosen" Radtour, reichten die Ideen. Dies war jedoch inzwischen alles zu kurzfristig und selbst ein Mietwagen ließ sich an diesem Abend nicht mehr organisieren.

Nach ausgiebigem Frühstück hieß des dann: Radeln mit Sack und Pack. Entlang den Ausläufern der Tramuntana ging es über SaPobla, Campanet, Selva nach Binissalem durch die kleinen Ortschaften. Dies  war wegen der berüchtigten Hügelüberquerung in der jeweilige Ortsmitte immer mit kleinen Bergwertungen  verbunden. Eine Strecke, die ohne Gepäck deutlich mehr Freude versprochen hätte. Die Einkehr zur Mittagspause auf dem schattigen Dorfplatz in Binissalem wurde deshalb besonders genossen.
Bei hohen Temperaturen ging es dann über Santa Maria weiter in südlicher Richtung zum Flughafen. Ein widriger Gegenwind auf dem letzten Drittel der Strecke machte das Fahren mit Gepäck noch anstrengender. Endlich war dann am Nachmittag das Flughafenareal in Sichtweite und im immer dichter werdenden Verkehr musste nur noch der richtige Weg zum Flughafengebäude und den Abfertigungsterminals gefunden werden.





Da dies nicht gleich auf Anhieb gelang und dies einige kurze Irrfahrten und kleine Umwege zur Folge hatte, entschied sich Olaf, inzwischen von der Treterei mit dem schweren Gepäck zermürbt, den großen blauen Verkehrsschildern zu folgen, die den Weg zum Flughafen wiesen. Nur mit größter Mühe kon
nte er am Benutzen der Autobahn gehindert werden. Nach lauten Pfiffen und deutlichen Handbewegungen der anderen verließ er schließlich recht widerwillig die Autobahneinfahrt. Bald darauf war dann aber auch richtige Radweg zu den Abflughallen gefunden.

Am Flughafen hieß es nun, die Räder wieder für den Transport im Flieger umzumontieren. Bestaunt von den Sommerurlaubern, die ihren Bussen vor dem Abfertigungsgebäuden entströmten, wurden die Pedale abmontiert, Lenker quer gestellt und neue Fahrradverpackungen kreiert. Die Behandlung unserer Fahrräder durch das Bodenpersonal beim folgenden Einchecken ließ uns Schlimmstes befürchten und niemand konnte sich vorstellen, dass wir die Räder nach "gestapeltem" Transport wieder unversehrt in Stuttgart in Empfang nehmen könnten.
Beim Abflug bot sich dann in der Abendsonne noch ein letzter Blick auf die landschaftliche Vielfalt Mallorca's und die schönen Gegenden, die wir bei dieser Tour durchquert und kennengelernt hatten.

In den sechs Tagen dieser Radtour haben wir, abseits vom Ballermanntourismus, die beeindruckende Vielfalt der grandiosen Landschaft kennengelernt. Berge, schroffe Küste, Sandstrände und das Innere der Insel mit seinen Weiden, Feldern und den Orangen- und Zitronenhainen. Nicht zu vergessen die vielen malerischen Städtchen mit ihrem mediterranen Flair. Mit dem Fahrrad lässt sich dies alles auf ganz spezielle Weise entdecken.

Mallorca ist auf jeden Fall eine (Rad-)Reise wert – und vielleicht gelingt es uns zu einem späteren Zeitpunkt die noch "fehlenden" Strecken nachzuholen. 


PS: Alle Räder kamen wieder unversehrt in Stuttgart an. Aufgrund des Aufwandes, der für das Verpacken und den mühseligen Gepäcktransport betrieben werden muss, sei allen künftigen Mallorcafahren empfohlen: vor Ort Rennräder ausleihen. Dies vereinfacht die An- und Abreise. Die Räder, die dort von den professionellen Servicestationen angeboten werden, haben – soweit wir das feststellen konnten – eine sehr gute Qualität. Die Strecken lassen sich alle sehr gut befahren und sind durchweg rennradtauglich.